Serious Games

Was sind Serious Games? Auf dieser Seite erhalten Sie Einblicke wie komplexe Zusammenhänge spielerisch – digital und analog – umgesetzt werden können und wie das DKKV Serious Games einsetzt. 

Starkregen

© DKKV

Serious Games

Serious Games, also „ernsthafte Spiele“ haben ihren Namen von der Idee, dass sich ernste Inhalte oft spielerisch einprägsamer vermitteln lassen. Anstelle eines trockenen Vortrages wecken Spiele das Interesse und fesseln die Aufmerksamkeit. Aber auch wenn es sich um Spiele handelt, werden bei Serious Games keineswegs die Sensibilisierung für ernste Themen und die Weiterbildung außer Acht gelassen. Für Spieleentwickler:innen besteht daher eine der zentralen Herausforderungen in der Balance zwischen Wissensvermittlung und Spielfreude. 

In vielen Bereichen kann auf diesem Weg Wissen vermittelt werden und auch im Bereich des Bevölkerungsschutzes und Katastrophenrisikomanagements werden Serious Games bereits seit vielen Jahren eingesetzt.  

Besonders zur Unterstützung der individuellen Notfallvorsorge bilden Serious Games einen klassischen Ansatz als Teil der Risikokommunikation und Bevölkerungsschutzpädagogik (Karutz & Mitschke 2018; Krings 2016). Sie erleichtern zudem die Wissensvermittlung ohne qualifizierte pädagogische Begleitung und werden u.a. deshalb zunehmend genutzt (Blötz, 2015). Einen Überblick über einige Serious Games in diesem Themenbereich finden sich bei Solinska-Nowak et al. (2018), Taillandier et al. (2018), sowie Tsai et al. (2015).  

Ziele von Serious Games

  • Komplexe Inhalte spielerisch und unterhaltsam vermitteln
  • Perspektivwechsel ermöglichen und neue Standpunkte erfahren
  • In persona: Menschen beim Spiel in einer gelösten Atmosphäre begegnen

Digitale Spiele

Viele Serious Games sind als digitale Spiele umgesetzt, die man oftmals direkt im Browser spielen kann. Ein großer Vorteil digitaler Spiele ist, dass sie allein und ohne großen Aufwand spielbar sind. Auch digitale Spiele können sehr effektiv sein: so wurde in einer Vergleichsstudie (Mani et al. 2016) festgestellt, dass Wissen zu vulkanischen Gefahren mit einem interaktiven und immersiven Videospiel besser vermittelt werden konnte als durch Fachvorträge durch Expert:innen. 

Drei digitale Spiele, die Sie direkt ausprobieren können, sind Max und Flocke Helferland, HQ50 – Hochwasser in Ihrer Gemeinde, sowie das MurGame.

Max und Flocke Helferland

wird seit 2011 vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) eingesetzt, um Kindern unter anderem Erste Hilfe sowie das richtige Verhalten bei Hochwasser, Gewitter oder Feuer beizubringen (Max und Flocke Helferland).

(Quelle: Max und Flocke Helferland)

HQ50 - Hochwasser in ihrer Gemeinde

Im Rahmen des Projektes HoWaPro wurde das Serious Game HQ50 – Hochwasser in ihrer Gemeinde entwickelt. Das Ziel des Spiels ist die Sensibilisierung für das Thema Hochwasser und den Umgang mit Unsicherheiten in den Vorhersagen von Niederschlag und Abfluss. Das Spiel simuliert aus verschiedenen Erzählperspektiven (Feuerwehrmann, Bürgermeisterin, Kommunalverwaltung) ein realistisches Hochwasser-Szenario für eine kleine Gemeinde und dauert etwa 5-10 Minuten.

MurGame

Wurde u.a. vom WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF entwickelt. Hierbei müssen Spieler:innen ein Alpendorf vor gravitativen Massenbewegungen schützen. Das Spiel basiert auf der in der Praxis weit verbreiteten Simulationssoftware Murgangmodellierungen RAMMS::DEBRISFLOW und die Spieler:innen müssen neben der Schadenverhütung auch die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen im Auge behalten (Murgame). 

(Quelle: Murgame)

Analoge Spiele

Neben Online-Spielen existieren viele Serious Games auch als Brett-, Plan-, Gruppen- und Gesellschaftsspiele. Besonders in einem Land wie Deutschland, in dem 29% der Bevölkerung häufig Gesellschaftsspiele spielt (Splendid Research, 2017), bieten solche Spiele einen guten Ansatz um Menschen zu motivieren, ins Gespräch zu kommen und neues Wissen zu vermitteln. Eine Besonderheit des analogen Serious Games ist die entstehende Gruppendynamik. Die Interaktion mit den Mitspieler:innen ist zentral und ein wichtiger Bestandteil.

Je nach Spiel wird der Fokus auf eine unterschiedliche Art der Wissensvermittlung gelegt. Es kann dabei vorrangig um die Simulation einer bestimmten Situation oder um Interaktion und Kommunikation von Situationen gehen. Einige Beispiele dieser Kategorien finden Sie im Folgenden.

Fokus: Simulation

Hazagora: will you survive the next disaster?

Bürger:innen, Schüler:innen und Wissenschaftler:innen sollen einen tieferen Einblick in die Entstehung von Katastrophen erfahren und für Gefahren und risikominimierende Maßnahmen sensibilisiert werden. Durch Umfragen nach dem Spiel wurde gezeigt, dass die Spieler:innen nicht nur Spaß hatten das Spiel zu spielen, sondern auch Inhalte effektiv vermittelt werden konnten (Mossoux et al., 2016).

(Quelle: Mossoux et al., 2016)

Neustart

Dieses Spiel versetzt die Teilnehmenden in die Rolle von Führungskräften, welche auftretende Probleme im Rahmen eines langanhaltenden großflächigen Stromausfalls lösen müssen (GfKV, 2022) (Neustart).

(Quelle: Neustart)

Fokus: Interaktion

Sammlung von Gruppenspielen des IFRC

Auf der Webseite des Climate Centres der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung sind eine Reihe von Spielen dargestellt, die sich z.B. mit den Themen Katastrophenvorsorge, Adaption an den Klimawandel oder sozialer Inklusion beschäftigen.

(Quelle: Climate Centre IFRC)

Publikation der GIZ

Diese Publikation der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit stellt eine Zusammenstellung zur Unterstützung von Expert:innen und Praktiker:innen bei der Kommunikation von Klimawandel und notwendigen Anpassungen dar.

(Quelle: Klimamediathek GIZ)

Serious Games beim DKKV

Das DKKV beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit Serious Games und setzt diese regelmäßig bei Workshops ein. Im Folgenden finden Sie einige der Spiele, die das DKKV gern verwendet. Wenn Sie Interesse an einem Workshop mit Serious Games haben oder Spielunterlagen zur eigenen Nutzung erhalten möchten, melden Sie sich gerne bei uns.

Prevention Game

Beim Prevention Game handelt es sich um ein einfaches Würfelspiel, bei dem die Spielenden in die Rollen von Bürgermeister:innen schlüpfen und sich entscheiden müssen, ob sie angesichts eines möglichen Starkregens Maßnahmen wie Sandsäcke, Spundwände oder Evakuierungen veranlassen wollen. Diese Maßnahmen kosten jedoch wertvolle Ressourcen – das Eintreten einer Sturzflut würde aber zu wesentlich größeren Schäden führen!

Im weiteren Verlauf des Spiels werden weitere Themen in das Spiel eingeführt. So ändern sich durch den Klimawandel die Auftretenswahrscheinlichkeiten von Hochwassern, lokale Adaption kann das Risiko senken und Frühwarnsysteme die Entscheidungsfindung vereinfachen.

Das Prevention-Game wurde bereits in einer Vielzahl von Workshops als Ice Breaker und zur Einführung in das Thema Katastrophenvorsorge erfolgreich eingesetzt und dauert inklusive einer Abschlussdiskussion 20-30 Minuten.

Durch das Feedback der Spieler:innen wurde bestätigt, dass es sich sehr gut eignet um die Themenkomplexe einzuführen und vor allem auch zu einer angenehmen und gelösten Workshop-Atmosphäre führen.

Ramsete III – Risk Assessment Model Simulation for Emergency Training Exercise

Im Rahmen des ESPREssO Projektes wurden drei Spiele entwickelt, um damit in Stakeholder-Workshops die zentralen Herausforderungen des Projekts zu adressieren (Fleming 2018):

Das erste Spiel “RAMSETE I” beschäftigt sich mit der Integration von Katastrophenvorsorge (Disaster Risk Reduction – DRR) und Klimawandelanpassung (Climate Change Adaptation – CCA) auf nationaler Ebene und stellt dies anhand der verschiedenen Zuständigkeiten (DRR – Innenministerium; CCA – Umweltministerium) dar. Ziel ist es, das vorhandene Silodenken innerhalb der eigenen Zuständigkeiten aufzubrechen und gemeinsam eine Strategie zur nachhaltigen Implementierung von Maßnahmen zu CCA und DRR zu erarbeiten.

“RAMSETE II” thematisiert die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg im Anbetracht eines Katastrophenereignisses. Dabei sollen die Akteure aus einem zentralisierten und dezentralisierten Staat gemeinsam an der Bewältigung der Krise arbeiten.

Das Serious Game “RAMSETE III – Uncertainty – from Science to Policy“ thematisiert die Schwierigkeiten der Entscheidungsfindung im Krisenmanagement. Das Spiel ist für die Veröffentlichung aufbereitet und steht zur freien Nutzung durch Dritte zur Verfügung.

Bei dem Spiel wird eine Insel von einem Sturm bedroht, man weiß jedoch nicht, wann der Sturm auf die Insel treffen wird und welche Teile der Insel betroffen sein werden. Die zentrale Aufgabe der Spieler:innen ist, die Bevölkerung rechtzeitig zu evakuieren. Dabei ist es wichtig, dass die Evakuierung effektiv und nicht zu früh oder zu spät durchgeführt wird. Dies fördert die Interaktion unter den Spieler:innen und simuliert den Umgang mit Unsicherheit in Entscheidungsprozesses in kritischen Situationen. Im Spiel nehmen die Spieler:innen unterschiedliche Rollen aus der Wissenschaft, dem Zivilschutz, als Entscheidungsträger:innen und als Regierungssprecher:innen ein. Durch die Politik sollen Entscheidungen getroffen werden, die auf den Empfehlungen der Wissenschaft oder des Zivilschutzes basieren – oder eben nicht! Weiterhin sind eine kontinuierliche Information und Kommunikation mit der Bevölkerung mittels Pressekonferenzen notwendig. Eine erfolgreiche Evakuierung der gut informierten Bevölkerung wird mit der Wiederwahl der:s Entscheidungsträger:in belohnt.

Wir bieten das Spiel RAMSETE III im Rahmen von Workshops an. Daneben können alle Spielunterlagen von uns als Download weitergegeben werden (Creative Commons Lizenz mit Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz)

 

 

Let’s Play!

Serious Games sind eine unterhaltsame und effektive Methode zur Vermittlung komplexer Inhalte – unabhängig davon, ob es um Klimawandelanpassung, lokales Krisenmanagement oder andere Themen geht. Dabei ermöglichen sie, neue Inhalte spielerisch kennenzulernen und neue Standpunkte und Perspektiven direkt selbst zu erfahren. Ein gewünschter Nebeneffekt von Serious Games ist eine gelöste Atmosphäre, die mit den sonst üblichen PowerPoint-Präsentationen nur schwerlich zu erreichen ist. Das DKKV konnte oft beobachten, dass sich in dieser Atmosphäre Diskussionen entwickeln können, die ohne Serious Game nicht zu Stande gekommen wären. Aufgrund der zahlreichen positiven Erfahrungen verwendet das DKKV regelmäßig Serious Games in Workshops und unterstützt die Entwicklung neuer Serious Games in den für das DKKV relevanten Themenfeldern.

Kennen Sie noch weitere Spiele aus dem Bereich der Katastrophenrisikomangements? Schreiben Sie uns gerne eine Nachricht!

Erstellt: August 2023