Am Freitag, den 10. März 2023 fand das 4. Flutverteiler-Austauschtreffen des DKKV statt. Das Ziel des Flutverteilers ist es in einer Bottom-Up Initiative Forschungsinteressen und -aktivitäten rund um die Flutkatastrophe 2021 vorzustellen und zu diskutieren. Mittlerweile zählt der Flutverteiler über 200 Abonnement:innen und veröffentlichte bereits 18 Forschungsaktivitäten auf der DKKV-Website.

Vergangenen Freitag trafen sich über 80 Teilnehmende aus Forschung, Verwaltung und Praxis. Dieses Mal stellten die Projektpartner des HoWas2021-Projektes ihre bisherige Arbeit vor. „HoWas2021 –­ Governance und Kommunikation im Krisenfall des Hochwasserereignisses im Juli 2021“ hat zum Ziel, das Katastrophenmanagement, Krisenkommunikation und Risikovorhersagen bei der Bewältigung von Extremwetterlagen zu verbessern. Dazu wird die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 analysiert und, mit einem Fokus auf Kommunikation und Governance-Strukturen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, aufgearbeitet. Im Verbund unter Leitung von Prof. Dr. Holger Schüttrumpf der RWTH Aachen arbeiten Projektpartner aus insgesamt sieben unterschiedlichsten Organisationen zusammen mit sieben assoziierten Partnern.

Nach einer kurzen Einführung durch Anne Eversheim und Klara Drews vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), die eine Einführung in das Projekt allgemein gaben, stellte Prof. Dr. Rahel Schomaker der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften (DUV) in Speyer die Sicht aus der Verwaltung auf das Hochwasser dar. Die DUV beschäftigte sich dabei mit Fragen wie: Was haben Institutionen aus der Hochwasserkrise gelernt und wie geht die Verwaltung mit Krisen um? Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Flutkatastrophe als Chance zu Lernen genutzt werden kann. Dennoch sind neue Strategien noch nicht vollständig von der Verwaltung umgesetzt. Einen Einblick in den Vortrag erhalten Sie hier.

Im zweiten Vortrag stellten Dr. Cordula Dittmer und Daniel Lorenz der Katastrophenforschungsstelle (KFS) der Freien Universität Berlin eine sozialwissenschaftliche Perspektive auf die Flutkatastrophe vor. Untersucht wurde die lokale Katastrophengovernance in den beiden Gemeinden Kirchsahr und Mayschoss. Dort zeigten sich zum einen, wie wichtig soziale Netzwerke und soziales Kapital für die lokalen Bewältigung sind. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse die unterschiedliche Anforderung des lokalen und staatlichen Katastrophenmanagements und wie wichtig es ist, diese zu verzahnen.

Die Perspektive der Wasserwirtschaft wurde von Jens Reinert des Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft der RWTH Aachen University (RWTH-IWW) vorgestellt, die sich mit den wasserwirtschaftlichen Daten als Grundlage für Hochwassererwartungen befasst. Verglichen wurde u.a. die meteorologische Wetterwarnung mit der tatsächlichen Hochwasserwelle in Stolberg.  Die Ergebnisse zeigen, dass die Warnung zu kurzfristig kam, der Hochwasserscheitel nur schwer zu berechnen war und damit die Grenzen der Vorhersagbarkeit klar kommuniziert werden müssen.

Dr. Anna Heidenreich präsentierte im Anschluss die Ergebnisse der Befragung zur persönlichen Betroffenheit und zur Warnung, die die AG Geographie und Naturrisikenforschung der Universität Potsdam durchgeführt hat. Eine wichtige Erkenntnis war, dass die breite Mehrheit der Bevölkerung von dem Ereignis überrascht wurde und sich das Ausmaß des Ereignisses nicht vorstellen konnte. Gleichzeitig wurden als wichtigstes Medium der Warnung persönliche Kontakte genannt. Einen Einblick in den Vortrag erhalten Sie hier. Die ausführlichen Ergebnisse der Umfrage finden sie hier und hier.

Im letzten Vortrag mit dem provokativen Titel „Wie öffentlich-rechtliche und soziale Medien bei der Warnung vor dem Hochwasser 2021 versagt haben“ stellten Sascha Skudelny und Prof. Dr. Gebhard Rusch des Instituts für Medienforschung der Universität Siegen die Potentiale der Warn- und Informationsangebote dar. Während sich beim Juli-Hochwassers 2021 die Sozialen Medien hauptsächlich auf Response fokussierten, nahm der öffentliche-rechtliche Rundfunk zwar eine Warnaufgabe wahr, blieb jedoch weit unter den Möglichkeiten zurück. Wie viel Potential in dem Bereich vorhanden ist, zeigt auch der Blick auf andere Länder. Einen Einblick in den Vortrag erhalten Sie hier.

Insgesamt gaben die Vorträge einen breiten Überblick über verschiedene Perspektiven auf die Flutkatastrophe im Juli 2021 und zeigten gleichzeitig viele Lehren, die wir in Bezug auf Warnung und Kommunikation daraus ziehen können. Nach einer kurzen Fragerunde schloss Dr. Benni Thiebes mit einem Fazit das Treffen. Weitere Fragen im Nachgang an die Referierende können Sie uns gerne zukommen lassen.

Weitere Informationen zum Flutverteiler finden Sie hier. Dort können Sie sich auch in den Flutverteiler eintragen und werden künftig über weitere Treffen informiert.