Deutschland kann viele seiner europäischen Gewässerschutzziele erreichen, wenn Flüssen und Bächen lediglich zwei Prozent der Landesfläche zurückgegeben werden. Das zeigen aktuelle Berechnungen im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA). Derzeit fehlen den deutschen Gewässern rund 7.000 Quadratkilometer Fläche – wertvolle Räume, die für naturnahe Flusslandschaften, besseren Hochwasserschutz, mehr Artenvielfalt und die Anpassung an den Klimawandel dringend gebraucht werden.
„Gewässerschutz ist Klimaschutz“, betont UBA-Präsident Dirk Messner. Auenlandschaften wirken wie natürliche Schwämme: Sie speichern Wasser bei Hochwasser und geben es in Trockenzeiten langsam wieder ab. Zudem sorgen sie an heißen Tagen für Kühlung in ihrer Umgebung. Mehr Raum für Flüsse bedeutet also auch mehr Schutz vor Klimaextremen.
Aktuell erreichen 90 % der deutschen Fließgewässer noch keinen guten ökologischen Zustand. Jahrzehntelange Begradigungen, Verbauungen und Deichsysteme haben dazu geführt, dass Flüsse bis zu 80 % ihrer ursprünglichen Ausbreitungsfläche verloren haben. Durch Renaturierung können diese Ökosysteme wieder ihre natürliche Dynamik entfalten – mit Sandbänken, Inseln und Auen, die Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten bieten. Gleichzeitig fördern sie Kohlenstoffspeicherung, Grundwasserbildung, Erholung und Klimaschutz.
Das Ziel, zwei Prozent der Landesfläche für naturnahe Gewässerentwicklung zu sichern, ist ehrgeizig – aber machbar. Seit Inkrafttreten der EU-Wasserrahmenrichtlinie im Jahr 2000 wurden 4.500 km² für Siedlungs- und Verkehrszwecke neu versiegelt, während nur 71 km² Überschwemmungsflächen wiederhergestellt wurden. Hier zeigt sich, wie groß der Handlungsbedarf ist.
Renaturierung ist jedoch kein isoliertes Ziel, sondern Teil eines nachhaltigen, klimaresilienten Flächenmanagements. Wenn Deutschland Flüssen und Bächen wieder mehr Raum gibt, profitiert nicht nur die Natur – sondern auch der Mensch.
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(Bildquelle: KI-generiert)

