Hitze

Sommertage mit Temperaturen von mehr als 25°C gehören für Viele zu einem angenehmen Sommer dazu. Langandauernde Hitze kann jedoch für viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zur Belastung werden. Wir geben deshalb einen Überblick über die Naturgefahr Hitze, den Einfluss des Klimawandels auf dieses Extremwetter und die Herausforderungen, die sich daraus für den deutschen Bevölkerungsschutz ergeben.
Starkregen

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Hitzewellen in Deutschland

„Eine Hitzewelle ist eine mehrtägige Periode mit ungewöhnlich hoher thermischer Belastung. Eine Hitzewelle ist ein Extremereignis, welches die menschliche Gesundheit, die Ökosysteme und die Infrastruktur schädigen kann“ (DWD 2021)

In Europa werden Hitzewellen meist durch starke und fast stationäre Hochdruckgebiete ausgelöst, welche sich meist über Osteuropa oder Skandinavien befinden und sich mit einem Azorenhoch verbinden. Warme Luftmassen können sich durch diese Wetterlage von Nordafrika nach Mitteleuropa verschieben. Ausgeprägte Hochdruckgebiete können außerdem niederschlagsreiche Tiefdruckgebiete wegleiten und so eine Abkühlung verhindern (DKKV 2019, S.3). Es handelt sich hierbei um eine „schleichende“ Naturgefahr, da Hitze in ihrer zeitlichen und räumlichen Ausdehnung weitgreifender ist als etwa ein Starkregenereignis, welches meist nur wenige Stunden andauert und sich über einem vergleichsweisen kleinen Bereich erstreckt. Im Vergleich zu einem Starkregenereignis, welches nur sehr schwer vorhersagbar ist, kündigen sich Hitzewellen außerdem auch länger an.

Wenn die Treibhausgasemissionen wie bisher weiter ansteigen und der Klimawandel dadurch unverändert fortschreitet, prognostiziert die Wissenschaft, dass Hitzewellen in Zukunft in ihrer Häufigkeit und Intensität zunehmen werden. Der Entwicklungstrend hin zu einer höheren globalen Durchschnittstemperatur wird in Abbildung 1 visualisiert, welche die Temperaturwerte der Jahre 1850- 2017 dargestellt.

Warming Stripes von Ed Hawkins

Der britische Klimaforscher Ed Hawkins wandelte die Temperaturabweichung vom Durchschnittswert der vergangenen Jahrzehnte in farbige Striche um – dunkelblau symbolisiert dabei „sehr kühl“ und dunkelrot „sehr heiß“ (s. Abb. 1). Zu erkennen ist, dass die „heißen“ Jahre in der jüngsten Vergangenheit stark zugenommen haben. Auch in Deutschland ist dieser Trend messbar. Seit 1881 ist in Deutschland ein langfristiger Temperaturanstieg im Sommer um 1,7°C zu verzeichnen (Umweltbundesamt 2023). Ein besonders starker Anstieg der Durchschnittstemperatur ist seit wenigen Jahrzehnten erkennbar; so war die wärmste Dekade seit Auswertungsbeginn das Jahrzehnt von 2011-2020 (Imbery et al. 2021). Die heißesten gemessenen Temperaturen in Deutschland wurden sowohl 2019 als auch 2020 mit 41,2 Grad Celius in Nordrhein-Westfalen gemessen (DWD 2020).

 

Unwetterwarnung DWD

Tabelle 1: Warming Stripes von Ed Hawkins. Darstellung der globalen Durschnittstemperatur der Jahre 1850 – 2023 (University of Reading).

Unwetterwarnung DWD

Tabelle 2: Anzahl der Tage mit einem Lufttemperatur-Maximum über 30 Grad Celsius (UBA 2023)

Auswirkungen von Hitzewellen

Die Auswirkungen von Hitzewellen können vielfältig sein. Extreme Hitze zieht eher indirekte als direkte Auswirkungen für die Bevölkerung nach sich. Direkte Auswirkungen treten z.B. bei einem Starkregenereignis ein, wenn Eigentum durch überflutete Keller zerstört wird.

Direkte Folgen einer Hitzewelle wirken sich auf die Gesundheit von Menschen aus. Die gesundheitlichen Folgen durch Hitzewellen sind vielfältig und betreffen vor allem vulnerable Bevölkerungsgruppen wie beispielsweise Ältere, Kinder oder körperlich beeinträchtigte Menschen mit chronischen Erkrankungen. Wenn direkte Sonneneinstrahlung auf den Menschen länger anhält und kein Kopfschutz getragen wird, werden Hirnhaut und -gewebe angegriffen (Niederer 2019). Die darauf eintretenden Symptome Schwindel, Kopfschmerzen und Übelkeit werden auch als „Sonnenstich“ bezeichnet. Setzt man sich weiterer Sonneneinstrahlung aus, kann es zu einer Übersteigung der Leistungsfähigkeit des körpereigenen Kühlsystems kommen. Es wird ein „Hitzschlag“ ausgelöst, bei dem das Gehirn stark anschwillt. Ohne direkte medizinische Hilfe kann es zu bleibenden Schäden des Nervensystems und sogar zum Tod (ebd.).

Hitzetote in Deutschland

Der globale Klima-Risiko-Index 2020 sagt aus, dass Deutschland aufgrund der extremen Hitzewelle im Sommer 2018 in diesem Jahr neben Japan und den Philippinen zu den am stärksten von Extremwetterereignissen betroffenen Ländern auf der Welt gehört hat (Germanwatch 2020, S.1). Die Monate April bis Juli 2018 waren mit Temperaturen von 2,9°C über dem Durchschnitt die heißesten Monate, die jemals in Deutschland gemessen wurden (ebd., S.3). Die Hitzewelle führte zum Tod von mehr als 1.000 Menschen. Deutschland hatte im Jahr 2018 im weltweiten Vergleich die dritt meisten Todesopfer aufgrund von Extremwetter zu verzeichnen (ebd., S.2). Der heiße und trockene Sommer 2018 führte außerdem dazu, dass im Herbst 70% des Bodens von Dürre betroffen waren. Aufgrund von massiven Ernteausfällen wurde von den Landwirt:innen staatliche Nothilfe in Höhe von rund 1 Mrd. Euro beantragt. Mehr zum Thema.

Indirekte Auswirkungen bezeichnen im Hitze-Kontext beispielsweise die Einschränkung der Funktionsfähigkeit von Infrastrukturen. So kann es aufgrund der hohen Temperaturen dazu kommen, dass die Stromerzeugung in Deutschland eingeschränkt ist oder öffentliche Busse und Bahnen aufgrund einer defekten bzw. fehlenden Klimaanlage nicht in Betrieb genommen werden können (Bach et al. 2015, S.31). Im Transport- und Verkehrssektor können aufgrund der Hitzeeinwirkung auch sog. „Blow-ups“auftreten. Auf Autobahnen kann dies zu einer Einführung von Tempolimits bis hin zu einer kompletten Sperrung führen. Der Flughafen in Hannover musste aufgrund der Hitzewelle 2018 einen Tag gesperrt werden, da die Start- und Landebahn durch die Hitze aufgebrochen war. Durch die begleitend fehlenden Niederschläge und die durch die Hitze bedingte höhere Verdunstung haben viele Flüsse niedrige Wasserstände, was zu einer Einschränkung bzw. Einstellung der Schifffahrt führen kann. Zudem steigen die Temperaturen in Flüssen und Seen stetig an, was negative ökologische Folgen wie Fischsterben nach sich ziehen kann. Mehr Informationen zum Thema.

Hitzewellen sind außerdem Ereignisse, von denen Kommunen unterschiedlich stark betroffen sind. So kann der „Urbane Hitzeinseleffekt“ dazu führen, dass es in stark versiegelten Städten wesentlich wärmer wird, als am Stadtrand oder im städtischen Umland. Auch nachts kann die Temperatur durch den hohen städtischen Versiegelungsgrad nur wenig abkühlen; Straßen und Betonfassaden geben dann die über den Tag gespeicherte Wärme wieder ab (Energiezukunft 2020).

Auch die deutsche Landwirtschaft kann stark von einer Hitzewelle und einer damit einhergehenden Dürre betroffen sein. Dabei sind jedoch Obst-, Getreide- und Milchbäuer:innen unterschiedlich stark betroffen: Im Rahmen der extremen Hitzewelle im Jahr 2018 kam es aufgrund der hohen Temperaturen und ausbleibender bzw. nicht ausreichender Niederschläge bundesweit zu Ernteeinbußen bei Feldfrüchten in Höhe von 27 Prozent (Leopold 2018). Winzer:innen und einige Obstbäuer:innen hingegen profitieren von der starken Hitze, da dadurch eine frühe und größere Ernte ermöglicht wird (ebd.).

Hitzewellen und Trockenheit wirken sich ebenfalls auf die deutschen Wälder aus. Dürrejahre und Wassermangel können den Waldbestand in der Bundesrepublik gefährden, da diese Trockenstress bei den Bäumen auslösen. Durch die Trockenheit steigt außerdem auch die Waldbrandgefahr. Im extrem heißen Jahr 2018 wurden etwa durch Waldbrände 2,349 Hektar Wald zerstört. Im Vergleich: 2017 waren knapp 400 Hektar von Waldbränden betroffen (Waldbrandstatistik 2018). Mehr zu den Auswirkungen von Dürreperioden hier.

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Maßnahmen bei Hitzewellen

Hitzewellen bergen gesundheitliche Risiken, die nicht unterschätzt werden sollten, und sogar tödliche Folgen haben können. Bürger:innen sollten daher Anpassungsmaßnahmen kennen, damit sie die hohen Temperaturen möglichst gesund überstehen können. Um die körpereigenen Kühlsysteme bei einer Hitzewelle zu schonen und um sich an die hohen Temperaturen anpassen zu können, sollte man sich während einer Hitzewelle beispielsweise möglichst in kühlen Räumen aufhalten, viel Flüssigkeit zu sich nehmen und körperliche Anstrengungen vermeiden. Das BBK hat verschiedene Maßnahmen für eine persönliche Vorsorge formuliert. Aber reicht eine persönliche Vorsorge aus, um eine resiliente Gesellschaft in Bezug auf zukünftige extreme Hitzewellen zu schaffen?


Politische Rahmenbedingungen zur Anpassung an Hitzewellen
Im Juni 2023 wurde vom Bundesministerium für Gesundheit das Vorhaben des nationalen Hitzeschutzplans vorgestellt, der nach französischem Vorbild bundesweit gültig sein soll. Damit sollen insbesondere Warnsysteme und der Schutz vulnerabler Gruppen besser koordiniert und ermöglicht werden.

Um den deutschen Bevölkerungsschutz zu stärken, wurden auf Bundesebene politische Rahmenbedingungen der Klimaanpassung geschaffen. Im Dezember 2008 hat das Bundeskabinett z.B. die „Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ (DAS) und im April 2023 den Entwurf eines Klimaanpassungsgesetztes beschlossen. Diese schaffen einen Rahmen zur nationalen Anpassung, „in dem schrittweise mit den Ländern und den gesellschaftlichen Gruppen die Risiken identifiziert, der mögliche Handlungsbedarf benannt, die entsprechenden Ziele definiert sowie mögliche Anpassungsmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden“ (KAnG 2023). Durch die DAS soll die Verwundbarkeit gesellschaftlicher und ökonomischer Systeme gegenüber den Folgen des Klimawandels gemindert und gleichzeitig die Resilienz der Bundesrepublik gesteigert werden. Als Ergänzung zur DAS wurde in enger Abstimmung zwischen Bund und Ländern darüber hinaus der sog. Aktionsplan Anpassung (APA) entwickelt. In diesem wird festgehalten, wie die Handlungsoptionen, die in der DAS vorgestellt wurden, durch konkrete Aktivitäten des Bundes und Vorhaben in Kooperation mit den Ländern umgesetzt werden können. Durch diesen Plan können anhand aktueller Klimainformationen die Maßnahmen des Bundes priorisiert und ein Überblick über aktuelle Aktivitäten von Bund und Ländern geschaffen werden. Zudem wird die DAS regelmäßig durch Fortschritts- und Monitoringberichte an den aktuellen Wissensstand angepasst (UBA 2022)

Als Reaktion auf den politischen Handlungsrahmen, der durch die DAS und den APA geschaffen wurde, hat sich in Deutschland die strategische Behördenallianz „Anpassung an den Klimawandel“ gegründet. Bestehend aus BBK, dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, und Raumforschung, DWD, THW und dem Umweltbundesamt (UBA), ist Zweck dieser Kooperation einen ressortübergreifenden Wissensaustausch zu bevölkerungsschutzrelevanten Angelegenheiten des Klimawandels zu schaffen.

Hitzeaktionspläne
Um die Gefährdung durch Hitze möglichst gering zu halten, können Hitzeaktionspläne als präventive Maßnahme erstellt werden. Diese „[…] verfolgen einen integrativen Ansatz, der kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zum Gesundheitsschutz in einem gemeinsamen Rahmen vereint“ (Bundesministerium für Gesundheit 2020). Eine Arbeitsgruppe des Bundes und der Länder hat im Jahr 2017 Handlungsempfehlungen für Kommunen erarbeitet. Die Handlungsempfehlungen orientieren sich an acht Kernelementen, welche neben der interdisziplinären Zusammenarbeit oder der Nutzung des Hitzewarnsystems vom DWD auch die Vorbereitung der Gesundheitssysteme und die besondere Beachtung von Risikogruppen beinhalten (Heinze 2020). Basierend auf diesen Kernelementen, sollen die Länder eine koordinierende Rolle einnehmen und die Kommunen dabei unterstützen, auf die jeweilige Region abgestimmte Hitzeaktionspläne zu erarbeiten. Ziel solcher Pläne ist es, durch präventive Maßnahmen die Hitzeexposition der Bürger:innen zu verringern und darüber hinaus hitzebedingte Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden.
Persönliche Maßnahmen

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt u.a. folgende Maßnahmen:

  • Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit (mindestens 2-3 Liter am Tag). Geeignet sind Mineralwasser oder verdünnte Fruchtsäfte. Vermeiden Sie koffeinhaltige Getränke und Alkohol. Sorgen Sie für genügend Getränkevorräte.
  • Nehmen Sie salzhaltige Lebensmittel zu sich, um den Mineralverlust zu decken.
  • Legen Sie sportliche Aktivitäten in die frühen Morgenstunden oder in den Abend.
  • Vermeiden Sie körperliche Anstrengungen in direkter Sonneneinstrahlung.
  • Tragen Sie lockere und helle Kleidung.
  • Tragen Sie eine leichte Kopfbedeckung beim Aufenthalt im Freien, um sich vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Kinder sollten sich nicht dauerhaft in der Sonne aufhalten.
  • Suchen Sie Schatten auf.
  • Gehen Sie sparsam mit Brauchwasser

Achten Sie auf Ihre Mitmenschen und ggf. vulnerable Menschen in Ihrem Umfeld!

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Hitzewarnsystem vom DWD

Der DWD definiert in seinem Hitzewarnsystem eine Hitzewelle auf der Basis der gefühlten Temperatur um die Mittagszeit, den Innenraumbedingungen während der Nacht und der zeitlichen Anpassung der Menschen an Hitze. Warnungen gelten jeweils für den aktuellen und nächsten Tag für verschiedene Höhenstufen in den jeweiligen Landkreisen.

Weitere Informationen
  • Hitzeflyer des BBK
  • Ratgeber – Klimawandel und Gesundheit: Informationen zu gesundheitlichen Auswirkungen sommerlicher Hitze, Hitzewellen und Tipps zum vorbeugenden Gesundheitsschutz (Umweltbundesamt, Deutscher Wetterdienst)
  • Gesundheitsrisiken durch Hitze (Umweltbundesamt)
  • Hitzewarnungen des DWD – Newsletter (Deutscher Wetterdienst)
  • Hitzeknigge (Umweltbundesamt)
  • Gesundheitliche Folgen des Klimawandels (BZgA)
  • Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit)
  • Wochenbericht zur hitzebedingten Mortalität (Robert Koch Institut)
Notfall-Apps
  • NINA – Notfall-Informations- und Nachrichten-App:  NINA warnt deutschlandweit und bei Bedarf standortbezogen vor Gefahren, wie z. B. Hochwasser und anderen Großschadenslagen
  • Mit der WarnWetter App des DWD sind Sie auch mobil immer auf dem neuesten Stand. Die kostenlose App vom DWD versorgt die Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes sowie die breite Öffentlichkeit mit wichtigen Hinweisen zur aktuellen Warn- und Wettersituation
  • Die umweltinfoApp des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz informiert und warnt Bayerns Bürger standortbezogen und in Echtzeit bei ausgewählten Umweltgefahren. Während einer Hitzewelle sind vor allem Informationen zu Ozonwerte, dem UVIndex sowie der Waldbrandgefahr von Interesse.
Erstellt: Juni 2023

Aktuelle Informationen

Medizin-Meteorologische Gefahrenindizes des DWD

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