Das Jahr 2021, geprägt durch mehrere Krisen und Katastrophen, zeigte vor welche Herausforderungen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft durch ethische Entscheidungen in Krisen- und Katastrophenlagen gestellt werden. Vor dem Hintergrund knapper werdender insbesondere medizinischer Güter wie Masken, Impfstoff oder Intensivbetten, kam dabei immer wieder die Frage auf, an welchen Werten wir uns als Gesellschaft in solchen Lagen orientieren sollten. Eine mögliche Antwort auf diese Frage ist die „Katastrophenethik“.

Doch was kann man darunter eigentlich verstehen? Was beinhaltet eine Ethik, die sich mit Katastrophen beschäftigt? Wer beschäftigt sich mit entsprechenden Fragestellungen und brauchen wir eine (breitere) katastrophenethische Debatte auch in Deutschland? Und welche Rolle könnte die Katastrophenethik im Kontext einer an Resilienz orientierten Katastrophenvorsorge spielen?

Um diese und weitere Fragen einmal genauer zu beleuchten, luden die DKKV-Young Professionals am 7. April 2022 zu einem WebTalk mit verschiedenen Expert:innen ein. Mit einem kurzen Impuls-Vortrag stellte Friedrich Gabel, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Internationalen Zentrums für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen und Koordinator des BBK-Projekts EKAMED, die Grundlagen der Katastrophenethik und ihre Fragestellungen vor und ermöglichte so einen fundierten Einstieg in den WebTalk. Anschließend stellten drei weitere Referierende ihre Perspektiven auf und Arbeitsalltag mit der Katastrophenethik vor:

Andreas Fabricius war und ist als Leiter und Berater in verschiedenen Auslandseinsätzen für das Deutsche und Dänische Rote Kreuz tätig und war bisher unter anderem bereits in Haiti, Irak, Nepal, und Syrien im Einsatz. Volker Harks ist Dozent im Referat “Risiko- und Krisenmanagement – Spezialbereiche” zu Themen des Psychosozialen Krisenmanagements an der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Während Fabricius also Kathastrophenethik in einer internationalen Perspektive erlebte, konnte Harks über nationale Kontexte sprechen. Mit Annika Rohde als Stellvertretende Oberärztin der Universitätsmedizin Mainz und Leitende Notärztin sowie Leitlinienkoordinatorin für die Katastrophenmedizinischen präklinischen Behandlungsleitlinien (AWMF Register-Nummer 001- 043) konnte außerdem eine Referentin mit medizinischer Perspektive auf das Thema Katastrophenethik gewonnen werden. 

Im Anschluss daran hatten die Teilnehmenden des WebTalks Gelegenheit, Fragen an die Referierenden zu richten. Es entstand eine anregende Diskussion, die zeigte, wie wichtig es ist im Kontext der Katastrophenvorsorge und des Risikomanagements auch über die Katastrophenethik zu sprechen. Es wurde deutlich, dass Katastrophenethik viele Gesichter hat und in verschiedenen Themen und Situationen auf unterschiedliche Weise diskutiert und mitgedacht werden sollte.

Wir danken allen Referierenden für Ihre interessanten Vorträge und Einblicke sowie allen Teilnehmenden für die spannende Diskussion!