13-14. März 2023 im Klimahaus Bremerhaven
Dürresommer, Ernteeinbußen, sinkende Flusspegel, vertrocknete Wälder – Wassermangel ist ein Thema, das auch in Deutschland in Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels eine immer größere Rolle spielt.
Nach dem erfolgreichen 1. Nationalen Fachforum: Wasserextreme als Folge des Klimawandels, in dem es überwiegend um zu viel Wasser ging, fokussierte sich das diesjährige Fachforum auf extreme Trockenheit und deren Folgen.
Die zweitägige Veranstaltung wurde abermals vom Klimahaus Bremerhaven in Zusammenarbeit mit dem Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), dem Helmholtz-Forschungsverbund Regionale Klimaänderungen und Mensch (REKLIM), dem Deutschen Komitee Katastrophenvorsorge e.V. (DKKV) und dem Deutschen Wetterdienst (DWD) organisiert.
Nach der Eröffnung durch die Veranstaltenden und Grußworte der Umweltsenatorin Bremens Dr. Maike Schaefer startete das Programm mit einer Keynote von Özden Terli von der ZDF-Wetterredaktion. Zu dem Titel “Sommer, Sonne, Bodendürre: Gibt es noch schönes Wetter?” betonte Terli, dass ungewöhnlich trockene und heiße Sommertage nicht als schönes Wetter beschrieben werden sollten, da die Auswirkungen solcher Extremereignisse für Umwelt und Mensch verheerend sein können! Wetterdaten und Klimafakten sind dagegen neutral und zeigen, dass Klimawandel eine Generationenaufgabe ist. Anschließend ging Dr. Frank Kaspar vom DWD in seinem Vortrag der Frage nach, ob uns das Wasser aus geht. Anhand einer meteorologischen Einordnung ging er nicht nur auf die Temperaturanomalie ein, sondern auch auf die Wasserbilanz in Deutschland, die vom Klimawandel immer mehr beeinflusst wird. Die teils dramatischen Auswirkungen dieser Entwicklung schilderte Prof. Dr. Pierre Ibisch der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde in seinem Vortrag eindrucksvoll anhand des Waldes. Deutsche Wälder werden immer mehr fragmentiert und Böden weiter verdichtet, was verheerende Folgen für das Waldökosystem hat. Es ist wichtig Wald, Boden und Klimawandel zusammen zu denken und von dem „maschinellen Verständnis von Natur“ abstand zu nehmen, um das „grüne Wasser“ nachhaltig zu schützen.
Nach der Mittagspause teilten sich die rund 130 Teilnehmenden in vier verschiedene Sessions auf, in denen zu folgenden Themen diskutiert wurde:
- Wieviel ist zu wenig? – Wasserknappheit im globalen Wandel mit Dr. Peter Greve vom GERICS
- Dürre und Trockenheit in Deutschland mit Dr. Andreas Marx vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
- Niedrigwasser und Niedrigwassermanagement mit dem Forschungsprojekt DryRivers
- Was macht die Zukunft? Einblicke in die Forschungsarbeiten von Young Professionals zu Dürre und Hitze mit den DKKV Young Professionals
Im Anschluss konnten die Teilnehmenden eine Führung durch eine der Ausstellungen des Klimahauses machen und den Abend mit einem leckeren Buffet und Musik ausklingen lassen.
Der zweite Tag des 2. Nationalen Forums: Wasserextreme als Folge des Klimawandels begann mit einem Impulsvortrag von Albrecht Broemme, Vorstandsvorsitzende des Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit zu Herausforderungen an den Katastrophenschutz – aktuell und in der Zukunft. Laut Broemme ist ein massives Umdenken nötig um die Katastrophendemenz, die Erkenntnisignoranz und die Verantwortungsdiffusion anzugehen. Hydrogeologin Prof. Dr. Irina Engelhardt der TU Berlin ging im Anschluss auf nachhaltige Wasserbewirtschaftung und Nutzungskonflikte in Dürrezeiten am Beispiel der Region Brandenburg/Berlin ein. Dabei zeigte sie auch verschiedene technische Möglichkeiten auf, wie die Wasserversorgung langfristig in der Region sichergestellt werden kann und wie Deutschland dabei von anderen Ländern lernen kann.
Auf der Podiumsdiskussion diskutieren dann Dr. Jörg Rechenberg des Umweltbundesamts, Hilmer Garbade des Bremischen Landwirtschaftsverbandes, Albrecht Broemme des Zukunftforums Öffentliche Sicherheit und Prof. Dr. Irina Engelhardt der TU Berlin über Klimawandel, Trockenheit, Wasserstress und die Frage: was kommt noch auf uns zu? In der Diskussion mit dem Publikum ging es unter anderem um die Nationale Wasserstrategie und die Nutzung von Risikoanalysen.
Die Mittagspause wurde zum Netzwerken genutzt aber auch um die Stände des THW, der BMBF-Sicherheitsforschung (SIFO), REKLIM und DKKV zu besuchen und mit den einzelnen Ausstellern in Austausch zu treten.
Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden ihr Wissen in einer der folgenden Sessions vertiefen:
- Agroforstwirtschaft: Eine multifunktionale Anpassungsstrategie an den Klimawandel mit Janos Wack von Triebwerk – Regenerative Land- und Agroforstwirtschaft UG
- Waldsterben 2.0 – Folgen von Dürre und anderen Wetterextremen in Wäldern mit Dr. Henning Meesenburg von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt
- Mangel. Wasser. Wirtschaft: Wasserversorgung in Trockenperioden mit Dr. Lisa Broß und Sandra Banusch vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin
- Klima-ROBUST: Bewertung von Infrastrukturen bei Hitze und Dürre mit Serious Gaming mit Sven Kannenberg der HAW Hamburg
- Fahrradexkursion auf die Luneplatte mit Thomas Wieland von bremenports
Insgesamt war dies ein sehr interdisziplinäres und praxisnahes Event in dem Ursachen, Anpassungsmaßnahmen und das Management von Trockenheit und Dürreperioden unter Einfluss des Klimawandels aus verschiedenen Perspektiven aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Verwaltung betrachtet wurden.
Eine ausführliche Dokumentation wird derzeit unter anderem vom Freundeskreis zur Förderung der Wissenschaft Bremerhaven vorbereitet. Wir informieren, wenn diese verfügbar ist.