Deutschland im Internationalen Katastrophenschutz
Naturgefahren und Katastrophen stellen für Menschen weltweit eine Herausforderung dar. Aus diesem Grund gibt es zahlreiche supranationale Organisationen, die auf vielfältige Weise vernetzt und involviert sind. Diese Themenseite bietet einen Überblick über die wichtigsten Akteure und Deutschlands Rolle im internationalen Katastrophenschutz.
© GDACS, 19.07.2023
Internationaler Katastrophenschutz
Die internationale Umgebung ist vielfältig und schwer zu überblicken. Zahlreiche Akteure tummeln sich in jedem einzelnen Themenfeld. Um die Übersicht zu erleichtern, ist die Themenseite entlang einiger Kategorien international aktiver Einheiten aufgebaut (Harvard Law School I & II, bpb):
1. | Bilaterale Zusammenarbeit | in der Regel manifestiert durch direkte Abkommen zwischen zwei Staaten zu einem bestimmten Thema und Zweck. |
2. | Regionale zwischenstaatliche Organisationen | vertraglicher Zusammenschluss zweier oder mehrerer Staaten einer bestimmten Region, um an gemeinsamen Interessen zu arbeiten. |
3. | Globale zwischenstaatliche Organisationen | vertraglicher Zusammenschluss von Staaten, dem alle Staaten als Mitglieder beitreten können. |
4. | Internationale Nichtregierungsorganisationen | Organisationen, die auf der Basis privater Initiative weltweit politische, gesellschaftliche, soziale und ökonomische Ziele vertreten. |
Doch wie agieren diese Akteure im internationalen Katastrophenschutz? Wie ist die Zusammenarbeit aufgebaut? Welche Institutionen gibt es zur Weitergabe von Wissen? Und wie ist Deutschland jeweils involviert? Diese Fragen werden im Folgenden beantwortet. Wenn Sie an einem Bereich besonders interessiert sind, nutzen Sie gerne die Linkfunktion in der obigen Übersicht, um direkt dorthin zu springen.
Für diejenigen Leser:innen, die selbst im Bereich Katastrophenschutz arbeiten, kann die Seite eine Übersicht über die internationalen Akteure und insbesondere eine praktische Übersicht über die zahlreichen Tools bieten, die zur Zusammenarbeit und zum Wissenstransfer genutzt werden können.
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Deutschland hat bilaterale Katastrophenhilfeleistungs-Abkommen mit allen neun Nachbarländern (BEL, DNK, FRA, LUX, NLD, AUT, POL, CHE, CZE) geschlossen, sowie mit Litauen, Russland (aktuell eingestellt aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine (Auswärtiges Amt)) und Ungarn (BBK).
Diese Abkommen beinhalten eine Verpflichtung zu Zusammenarbeit, Informationsaustausch und zur gegenseitigen Hilfeleistung, wobei Hilfeleistung verstanden wird als die Entsendung von Hilfsmannschaften, Ausrüstungsgegenständen und Hilfsgütern, z.B. zur Bekämpfung von Bränden, CBRN-Gefahren, Sanitätshilfe, Rettung, Bergung oder behelfsmäßiger Instandsetzung. Das Abkommen tritt dann in Kraft, wenn der Partnerstaat die Unterstützung anfragt (DFV). Neben den vertraglichen Abkommen kann bilaterale Zusammenarbeit auch auf der Basis jährlicher Arbeitsprogramme oder Absichtserklärungen realisiert werden (BBK), ebenso wie z.B. in verschiedenen Projekten von GIZ und THW (unter Federführung der jeweiligen Bundesministerien) statt.
Gemäß dem Lindauer Abkommen und Art.73, 74 Grundgesetz ist die Ratifizierung bilateraler Verträge in Bezug auf Zivilschutz grundsätzlich Aufgabe des Bundes (Bundestag), während bei Verträgen zum Katastrophenschutz in der Regel die Bundesländer nach ihrem Einverständnis gefragt werden. (Weitere Informationen zum Bevölkerungsschutz in Deutschland finden Sie hier.)
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Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und Humanitäre Hilfe
Eine der wichtigsten Regionalorganisationen mit deutscher Mitgliedschaft und einem umfangreichen Katastrophenschutz-System ist die Europäische Union. Sie verfügt über umfangreiche Abteilungen und weitreichende Möglichkeiten zur Unterstützung von Katastrophenhilfe und -vorsorge.
Die Generaldirektion „Europäischer Katastrophenschutz und Humanitäre Hilfe“ der EU-Kommission befasst sich ausgiebig mit der europäischen Zusammenarbeit zum Thema. Die Abkürzung „ECHO“ stammt vom englischen Titel: European Civil protection and Humanitarian aid Operations. Unter dem Schirm der Generaldirektion läuft die Organisation des Notfall-Managements, der Katastrophenbereitschaft und -vorsorge, der Nachbarschafts- und Internationalen Angelegenheiten, sowie der allgemeinen Angelegenheiten (ECHO).
Eine vollständige Übersicht über die Referate der Generaldirektion finden Sie hier unter Download.
ECHO.A
Notfallmaßnahmen und rescEU
Ablauf des Notfallmanagements
Eintritt einer Katastrophe
über das → Europäische Katastrophenschutzverfahren ← kann das betroffene Land Unterstützung anfragen
Fakten
Quelle: ERCC | – seit Entstehen 2001 gab es mehr als 650 Anfragen – 9 teilnehmende Staaten außerhalb der EU: Albanien, Bosnien-Herzegowina, Island, Montenegro, Nordmazedonien, Norwegen, Serbien, Türkei, Ukraine (auf der Karte noch nicht eingezeichnet) – Jedes Land, UN-Behörde, sowie die Internationale Organisation für Migration (IOM), Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) und die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) können das Katastrophenschutzverfahren um Hilfe bitten |
Beispiel: UKRAINE
Quelle: ECHO | Ukraine | Am 14.Februar 2022 stellte die Ukraine aufgrund der verschärften Situation eine erste Anfrage an das Katastrophenschutzverfahren. Damit begann die EU, essenzielle Güter zur Unterstützung der zivilen Bevölkerung zu liefern. Die Invasion Russlands am 24.2. veranlasste in der EU die Mobilisierung aller möglichen Ressourcen zur Notfallhilfe, unter anderem das Katastrophenschutzverfahren. Im Frühjahr 2022 wurden Logistikzentren in Polen, Rumänien und der Slowakei aufgebaut, um Ressourcen schneller in die Ukraine bringen zu können. Medizinische RescEU Ressourcen wurden bereitgestellt und ein Expert:innenteam in Polen stationiert. Im März fanden erste medizinische Evakuierungen aus der Ukraine statt. Auch der EU-Bereich für Humanitäre Hilfe (siehe ECHO C & D) stellte Unterstützung in Form eines weiteren Logistikzentrums in Kischinau (Republik Moldau) mit 1200 Zelten und 4000 Decken. Die Slowakei, Republik Moldau, Polen und Tschechien fragten im Rahmen der Invasion in der Ukraine ebenfalls das Katastrophenschutzverfahren an, u.a. zur Bewältigung hoher Flüchtlingszahlen. Am 20. April 2023 ist die Ukraine als neuester Partnerstaat dem europäischen Katastrophenschutzverfahren beigetreten. Im Juni 2023 wurde durch die europäischen Bevölkerungsschutz- und Humanitäre Hilfe-Maßnahmen 733 Millionen Euro bereitgestellt, 48 Millionen davon für Flüchtlinge in der benachbarten Republik Moldau. (ECHO | Ukraine) |
Das → Europäische Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen ← koordiniert die Unterstützung
Fakten
Quelle: ERCC | – mindestens drei Duty Officers sind 24 Stunden täglich erreichbar – 106+ Einsätze im Jahr 2022, u.a. bei Vegetationsbränden in Europa, COVID-19 weltweit, und der Flut in Pakistan – kommuniziert wird über ein webbasiertes Warn- und Mitteilungssystem: Gemeinsames Kommunikations- und Informationssystem für Notfälle (Common Emergency Communication and Information System CECIS) |
Deutschland im ERCC
↓ Personelle Unterstützung erhalten die teilnehmenden Staaten durch den ⇾EUROPÄISCHEN KATASTROPHENSCHUTZ-POOL⇽
Prozess zur Aufnahme neuer Kapazitäten in den Pool
Quelle: ERCC | 1. Bewerbung: Kontaktstellen (in Deutschland: GMLZ) aller teilnehmenden Staaten können die Anmeldungsform ausfüllen 2. Zertifizierung: besteht aus einem Beratungsbesuch, einer Table-Top Übung (simuliertes Szenario) und einer Geländeübung (Erfahrungsbericht nachlesbar hier, S.9) 3. Eintragung in den Pool: über das Gemeinsame Notfall-Kommunikations- und Informationssystem (Common Emergency Communication and Information System CECIS) (ERCC | CP Pool) |
Deutschland im Katastrophenschutzpool
↓ Materielle Unterstützung durch ⇾RescEU⇽
Fakten
Quelle: ERCC | – ist eine Erweiterung des UCPM seit 2019 – die Reserve umfasst: Flotte von Löschflugzeugen und – hubschraubern, medizinische Notfallteams und Feldlazarette, medizinische Ausrüstung und Kapazitäten für mobile Labors, CBRN-Ausrüstung (Erkennung, Dekontaminierung und Bevorratung bei chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Vorfällen), provisorische Unterkünfte, Evakuierungspläne, Transport und Logistik |
Beitrag Deutschlands
↓ Wissenschaftliche Unterstützung durch den ⇾COPERNICUS KATASTROPHEN- UND KRISENMANAGEMENTDIENST⇽
Möglichkeiten der Informationsaufbereitung
Post-disaster Soil Erosion Risk Assessment in Slovenia | Quelle: Copernicus | – Notfallkartierungsdienst (Emergency Mapping Service): kann in den ersten 2-10 Stunden nach einer Katastrophe erste Informationen bereitstellen zu den Auswirkungen der Katastrophe in Bezug auf betroffene Fläche und Intensität – Risiko- und Nachbereitungskartierung (Risk and Recovery Mapping): in Bezug auf Flut, Vegetationsbrände, Humanitäre Krisen, Hangrutschungen, Bodendeformation, Vulnerabilität – weitere spezialisierte Frühwarndienste zur Unterstützung von Prävention und Vorbereitung: Europäisches Hochwasser-Frühwarnsystem (EFAS), Europäisches Waldbrandinformationssystem (EFFIS), Europäische Dürre-Beobachtung (EDO) |
Besonderheit
Unterstützung trifft ein und wird umgesetzt
ECHO.B
Katastrophenvorsorge und Prävention
Katastrophenvorsorge und Prävention können die Auswirkungen von Katastrophen mindern. Um das zu erreichen und um die Zusammenarbeit der teilnehmenden Staaten zu ermöglichen, gibt es auch dafür eine spezialisierte Abteilung der europäischen Generaldirektion. Diese sorgt für regelmäßige Expert:innen-Schulungen und jährliche, groß angelegte, gemeinsame Übungen der Kapazitäten aus dem Katastrophenschutz-Pool. ECHO.B unterstützt besonders solche Bereiche des Katastrophenschutzes, in denen ein gemeinsamer europäischer Ansatz wirksamer ist als getrennte nationale Maßnahmen. Dazu gehören Risikobewertung, Forschung zum Thema Resilienz und die Stärkung der Frühwarnsysteme.
euopäische Katastrophenvorsorge in Deutschland
↓ ⇾WISSENSZENTRUM FÜR KATASTROPHENRISIKOMANAGEMENT DRMKC⇽
Risk Data Hub | Sammlung verschiedener Analysen, Daten und Berichte |
INFORM | weitere Informationen hierzu finden Sie weiter unten – beim Punkt Wissensmanagement, Vereinte Nationen |
Gaps Explorer | Systematisierung von Lücken in der Umsetzung von Resilienzmaßnahmen, etc. mit Empfehlungen für Entscheidungstragende |
Global Conflict Risk Index | Globale Konfliktrisiko-Index – Einschätzung der Wahrscheinlichkeit von gewaltsamem Konflikt in bestimmten Regionen |
Projects Explorer | Datenbank mit Projekten verschiedener europäischer Akteure zu bestimmten Themen, z.B. für Resilienz und Krisenmanagement |
ECHO.C & ECHO.D
Nachbarschaft und Internationale Angelegenheiten
ECHO.C & ECHO.D sind die Abteilungen der Generaldirektion, die sich mit der weltweite Humanitären Hilfe der EU befassen und diese koordinieren. Der Europäische Konsens über die Humanitäre Hilfe (2007) definiert diese als:
► „Bedarfsorientierte Nothilfe […], um Leben zu retten und menschliches Leiden in von Menschen oder Naturkatastrophen verursachten Krisensituationen zu verhindern und zu lindern. […] Humanitäre Hilfe basiert auf den humanitären Grundsätzen der Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit“ (Europäischer Konsens über die Humanitäre Hilfe).
Im Gegensatz zur Katastrophenhilfe kommt die Humanitäre Hilfe nicht innerhalb der EU zum Einsatz, sondern dient der Unterstützung anderer Staaten im Katastrophen- und Krisenfall. Die Katastrophenhilfe ist zudem auf einen kürzeren Zeitraum ausgerichtet. Für die EU unterscheidet sich die Humanitäre Hilfe überdies vom europäischen Katastrophenschutzverfahren dadurch, dass ihre Hauptaufgabe in der Bereitstellung und Verwaltung finanzieller Mittel besteht. Das bedeutet, dass die EU nach Eintreten einer Katastrophe zuerst eine erste Beurteilung der Lage vor Ort vornimmt und dann entsprechend Mittel zur Durchführung der humanitären Hilfe an nichtstaatliche Organisationen, Organisationen der Vereinten Nationen und internationalen Organisationen freigibt. Nur im Ausnahmefall, wenn diese herkömmlichen Mittel nicht ausreichen oder unwirksam sind, wird auf die Ressourcen der „Kapazität für europäische humanitäre Hilfe“ (European Humanitarian Response Capacity EHRC), des Europäischen Solidaritätskorps (einem Freiwilligen-Programm) oder des europäischen Katastrophenschutzverfahrens zurückgegriffen (Europäisches Parlament).
ECHO.E
Allgemeine Angelegenheiten
Das Referat E beschäftigt sich mit dem legalen Rahmen, internationalen und interinstitutionellen Beziehungen, Technik und Verwaltung (DG ECHO | Organigramm). Die folgende Grafik gibt eine Übersicht über die rechtlichen Ursprünge des europäischen Katastrophenschutzes (ECHO | Legal Framework):
Quellen: 2001, 2012, 2013, 2016, 2019
Überdies bezieht sich auch die EU auf verschiedene Internationale Abkommen: den Sendai-Rahmen für Katastrophenvorsorge 2015-2030, das Übereinkommen von Paris 2016, und die Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (Beschluss Nr. 1313/2013/EU).
Euro-Atlantisches Koordinationszentrum für Katastrophenhilfe
► Eine weitere wichtige regionale zwischenstaatliche Organisation mit deutscher Beteiligung ist die NATO (North Atlantic Treaty Organization). Auch wenn ihre Aufgaben hauptsächlich im Bereich des Zivilschutzes liegen, übernimmt auch die NATO Aufgaben des Katastrophenschutzes. Wichtigstes Tool in diesem Zusammenhang ist das Euro-Atlantische Koordinationszentrum für Katastrophenhilfe (Euro-Atlantic Disaster Response Coordination Centre EADRCC). Das ist eine Koordinierungsstelle, die im Fall einer Katastrophe Hilfsersuchen an Mitglieds- und Partnerstaaten vermittelt und Unterstützungsangebote koordiniert. Auch in politischen Krisen und Artikel-5 Bündnisfall-Situationen (also im Verteidigungsfall als Zivilschutz) kann das Zentrum unterstützen. Das EADRCC beschreibt sich als Ergänzung zu UN OCHA – zu UN OCHA erfahren Sie mehr im nächsten Abschnitt (NATO).
© NATO, Senior Resilience Officials’ Meeting, 16.11.2022
Resilienz-Komitee
Ein weiteres Instrument der NATO ist das Resilienz-Komitee. Dort treffen sich wöchentlich die Ständigen Vertretungen der Mitgliedsstaaten und berichten direkt an den Nordatlantikrat. Die 6 Planungsgruppen (s. Abb. rechts) unterstützen das Komitee mit ihrer Expertise (NATO).
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Vereinte Nationen
Die Vereinten Nationen (VN) haben Zuständigkeiten in zahllosen internationalen Angelegenheiten, und befassen sich somit auch mit Katastrophenschutz. Hier gibt es weniger klare Abgrenzungen zwischen Katastrophenschutz und Humanitärer Hilfe als in der EU, deshalb übernimmt beispielsweise UN OCHA auch Aufgaben der Katastrophenbewältigung und viele weitere Organisationen der VN sind ebenfalls in diesem Bereich aktiv. Im Folgenden findet sich daher ein nicht vollständiger Auszug der Institutionen, die sich auf die ein oder andere Weise mit Katastrophenschutz beschäftigen sowie die Plattformen, die zur Koordinierung von Wissen und Information dienen. Institutionen, die nicht explizit aufgeführt werden und dennoch die Katastrophenhilfe der VN unterstützen, sind beispielsweise das Flüchtlingskommisariat (United Nations High Commissioner for Refugees UNHCR) und das Kinderhilfswerk (United Nations Children’s Fund UNICEF).
Zuständige Institutionen
© pixabay
UNDRR: Amt der Vereinten Nationen für die Verringerung des Katastrophenrisikos
► Hauptaufgaben des Amtes der Vereinten Nationen für die Verringerung des Katastrophenrisikos (United Nations Office for Disaster Risk Reduction UNDRR) sind Risiko-Wissensmanagement, Analyse und Beobachtung, sowie die Weiterentwicklung von Kapazitäten. Zudem koordiniert das Amt die Implementierung des Sendai Rahmenwerks.
Deutschland im UNDRR
Die Nationale Kontaktstelle für das Sendai Rahmenwerk ist BBK angesiedelt und koordiniert die deutsche Implementierung, berät, vernetzt Akteurinnen und Akteure, informiert die Öffentlichkeit, und berichtet Fortschritte an die VN (BBK | NKS).
UN OCHA: Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten
► Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (United Nations Office for the Coordination of Human Affairs UN OCHA) ist verantwortlich für die Koordinierung globaler Notfallmaßnahmen im Fall humanitärer Krisen und Katastrophen.
Von den Aufgaben Amtes gehören einige zum Feld Katastrophenschutz (UN OCHA):
© United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs
Evaluation und Rückblick nach Katastrophen | Humanitärer Zugang (z.B. durch humanitäre Korridore in Kriegsgebieten) | Zivil-militärische Zusammenarbeit | Einschätzung und Analyse von Bedürfnissen | Arbeit mit Regierungen (Politikberatung und Empfehlungen) | Vorbereitung und Risikomanagement (in Bezug auf eigene Ressourcen, Koordinationssystem, Mobilisierung Ressourcen Mitglieder) |
Essentiell für die Funktionsweise von UN OCHA ist das Katastrophenbewertungs- und koordinierungs-Verfahren der Vereinten Nationen (United Nations Disaster and Coordination UNDAC), das mit Einsatzgruppen, systematisierten Vorgehensweisen und Ressourcen unterstützen kann. (UN OCHA)
Auch die Internationale Beratergruppe Search and Rescue (International Search and Rescue Advisory Group INSARAG) ist hier angesiedelt. Ihr Ziel ist die Verbesserung der Voraussetzungen für und die verbesserte Zusammenarbeit internationaler „Urban Search and Rescue“ Teams, die z.B. nach einem Erdbeben nach den Vermissten suchen. Unter anderem stellt INSARAG dafür Richtlinien zur Verfügung, sodass im Einsatz alle Unterstützenden die gleichen Voraussetzungen beachten (INSARAG).
Deutschland bei UN OCHA
Deutschland ist Geldgeber in der Internationalen Humanitären Hilfe im Allgemeinen und bei UN OCHA im Besonderen. Zudem sind Vertreter:innen in den Entscheidungsgremien aktiv (Auswärtiges Amt).
UNDP: Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen
► Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme UNDP) begreift Resilienz als eine seiner wichtigsten Aufgaben. Dazu gehört unter anderem, dass multidimensionale Risiken von den Regionalvertretungen der VN beobachtet und Frühwarnung sowie Vorsorge in vielen Ländern unterstützt werden. Das Entwicklungsprogramm betont zudem die Relevanz von resilienten Wiederaufbauplänen und arbeitet an Risiko-informierter Entwicklung im Allgemeinen. (UNDP | Resilience)
WHO: Weltgesundheitsorganisation
►Die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation WHO) beschäftigt sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen von Katastrophen wie Dürren, Erdbeben, Fluten, Hitzewellen, Erdrutschen, tropischen Zyklonen, Vulkanausbrüchen und Wildbränden. Sie ist involviert in die Entsendung von medizinischer Unterstützung nach Katastrophen und der Bereitstellung von finanziellen Mitteln. Langfristig arbeitet die WHO mit den Mitgliedsstaaten an resilienten Strukturen (WHO).
WMO: Weltorganisation für Meteorologie
► Die Weltorganisation für Meteorologie (World Meteorological Organization WMO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen zur Koordinierung der internationalen Kooperation in allen Bereichen, die sich mit der Erdatmosphäre und ihrer Interaktion mit Land und Ozean, Wetter und Klima, sowie der Verteilung von Wasserresourcen beschäftigen. Ein Schwerpunkt sind Naturgefahren und Katastrophenvorsorge. Im Rahmen dessen unterstützt die WMO nationale meteorologische und hyrologische Organisationen z.B. bei der Verbesserung von Vorhersagediensten und Frühwarnungen sowie Risikobewertungen und stärkt die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch auf internationaler Ebene (WMO).
Deutschland bei der WMO
die Ständige Vertretung Deutschlands bei der WMO stellt jeweils der/die Präsident:in des Deutschen Wetterdienstes, beauftragt vom Auswärtigen Amt. Die Ständigen Vertretungen der Mitgliedsstaaten treffen im Exekutivrat einmal im Jahr zusammen, um die Aktivitäten der Organisation zu steuern. Von 2019 bis 2023 war der Präsident des DWD zu diesem Zeitpunkt, Prof. Dr. Adrian, gewählter WMO-Präsident und saß somit dem Kongress der WMO vor, leitete Sitzungen und beaufsichtigte die Aktivitäten. Verschiedene deutsche Expert:innen sind in Arbeitsgruppen der WMO aktiv (DWD).
Weltbankgruppe und GFDRR
► Auch die Weltbankgruppe besteht aus Sonderorganisationen der Vereinten Nationen. Unter ihrer Federführung steht auch die Globale Organisation für Katastrophenvorsorge und Wiederaufbau (Global Facility for Disaster Reduction and Recovery GFDRR), die vor allem finanzielle Unterstützung für vulnerabelste Länder mit hohem Gefahrenpotential bereitstellt. Davon finanziert werden technische Unterstützung, Expertisen-Vermittlung, Analysen und innovative Lösungen (GFDRR).
IPCC: Weltklimarat
► Der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC), gegründet von WMO und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Environment Programme UNEP), veröffentlicht den jährlich weltweit anerkannten wissenschaftlichen „Sachstandsbericht“ über die Auswirkungen und den aktuellen Stand des Klimawandels, sowie über mögliche Eindämmungs- und Anpassungsmaßnahmen. Auch der Einfluss des Klimawandels auf die Häufigkeit von Extremwetterereignisse wird darin untersucht und Risiken dargestellt (IPCC Report 6 2023).
Deutschland beim IPCC
die deutsche Koordinierungsstelle des Weltklimarats ist beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt eingerichtet, als Projektträger im Auftrag des Auswärtigen Amts. Aufgabe der Koordinierungsstelle ist die Unterstützung des Beitrages deutscher Klimawissenschaftler:innen zu den Sachstandsberichten, die Verbreitung von Informationen des Weltklimarats, sowie die Unterstützung des Weltklimarats selbst (Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle).
PreventionWeb
► Aufgabe des PreventionWeb ist die Verbreitung und erleichterter Zugang zu Informationen der Katastrophenvorsorge. Es ist eine Plattform des UNDRR, das als umfassende Wissensbasis dient – es werden Konzepte und Begriffe der Katastrophenvorsorge erklärt, Forschungen zu Risiken, aktuellen Entwicklungen, Naturgefahren und vergangenen Katastrophen veröffentlicht, sowie Bildungsangebote wie Workshops organisiert (PreventionWeb).
reliefweb
► Aufgabe des reliefweb, einer Plattform von UN OCHA, ist die Aufbereitung und Sammlung von weltweiten Beiträgen wie Berichten, Karten und Infografiken, die Informationen zu bestimmten humanitären Lagen beinhalten. Ziel der Verfügbarkeit dieser Informationen ist eine verbesserte fundierte Entscheidungsgrundlage für Mitarbeitende aller humanitären Bereiche. Der Teil „ReliefWebResponse“ sammelt überdies Informationen über existierende weltweite Einsätze, sortiert nach Regionen und Notfällen. Quellen sind u.a. humanitäre Organisationen, Regierungen, Think-Tanks, Forschungsinstitutionen und Medien (reliefweb).
GDACS: Globales Katastrophenwarn- und koordinierungssystem
► Eine der Aufgaben des Globalen Katastrophenwarn- und koordinierungssystems (Global Disaster Alert and Coordination System GDACS) ist das Teilen von Karten und Satellitenbildern, die verschiedene Akteure zur Information aller zur Verfügung stellen können. Die Plattform, eine Kooperation von Vereinten Nationen und EU, verbreitet zudem Katastrophenwarnungen an ca. 25000 Abonnent:innen auf Basis von Risikoanalysen des European Joint Research Centres. Besonders in der Anfangsphase einer Katastrophe ermöglicht das GDACS die Abstimmung verschiedener Akteure und den Informationsaustausch (GDACS).
INFORM: Index für Risikomanagement
► Der Index für Risikomanagement (Index for Risk Management INFORM) ist eine gemeinsame Initiative der „Inter-Agency Standing Committee Reference Group on Risk, Early Warning and Preparedness”, zugehörig zu UN OCHA, und der Europäischen Kommission. Ziel ist die breite Bereitstellung von Informationen über das Risiko humanitärer Krisen (INFORM).
Mehrere Tools werden darüber bereitgestellt (INFORM):
- Der INFORM Risikoindex erstellt Katastrophenrisiko-Profile vieler Länder basierend auf den Faktoren Vulnerabilität, Gefahrenpotential und -wahrscheinlichkeiten, sowie Bewältigungskapazitäten (INFORM Risk).
- INFORM Warnung stellt Informationen zu existierenden Alarmsystemen und Präventionspraktiken zur Verfügung, als Basis für Entscheidungstragende.
- Der INFORM Schwereindex ermöglicht die Einschätzung des Härtegrades einer humanitären Krisis auf Basis ihrer Auswirkungen, der Voraussetzungen der Betroffenen und ihrer Komplexität (INFORM Severity).
- Der INFORM Climate Change Risk Index inkludiert Klima- und sozio-ökonomische Faktoren in die Risikoanalyse.
Wissensmanagement
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Internationale Nichtregierungsorganisationen
Neben staatlich koordinierten und finanzierten Organisationen ist es eine Vielzahl an Nichtregierungsorganisationen, die einen großen Teil des Katastrophenschutzes auf internationaler Ebene aufbringen. Sie werden meist von Regionalbüros koordiniert, haben jedoch teilweise internationale Kapazitäten, die im Katastrophenfall im Rahmen der Humanitären Hilfe, also der kurzfristigen Unterstützung nach einem Krisenereignis, abgerufen werden können und oft innerhalb weniger Stunden vor Ort sein können. Da es unmöglich ist, alle von ihnen vorzustellen, finden Sie im Folgenden die Betrachtung der bekanntesten Organisation und eines Dachverbandes, der viele Akteure vereint.
Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung
► Zu den wohl bekanntesten Nichtregierungsorganisationen weltweit gehören die Organisationen der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Dazu gehören die „Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften“ (International Federation of the Red Cross and Red Crescent Societies IFRC), und das „Internationale Komitee des Roten Kreuzes“ (International Committee of the Red Cross ICRC). Erstere setzt sich aus 192 Nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften zusammen (IFRC). Die umfangreiche Bewegung kann somit problemlos als „prominentester nicht-staatlicher Akteur der internationalen Katastrophenhilfe“ bezeichnet werden (Tometten, C. (2007), S.4).
Besonderheit:
Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes ist die einzige Organisation, die in den Genfer Konventionen (I, Art. 3, 10 und 53; II, Art. 11; III, Art. 3, 9 und 11; IV, Art. 10, 12, 14 und 143, sowie Zusatzprotokoll vom 12. August 1949) direkt Erwähnung findet und somit besonderer und expliziter Bestandteil des humanitären Völkerrechts ist (Tometten, C. (2007), S.4).
Auch das Deutsche Rote Kreuz leistet inter
© DRK, 09.08.2023
Globales Netzwerk von Zivilorganisationen für Katastrophenvorsorge
► Mitglieder des GNDR sind NGOs, Stiftungen, kommunale Gruppen und Non-Proft-Organisationen, deren Ziel die Unterstützung und Stärkung von Gemeinden ist, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. Schwerpunkt des Netzwerks ist die Unterstützung von community-basierter Katastrophenvorsorge und risikobasierten Ansätzen. Ziel ist u.a. die Verbesserung des Zugangs von Mitgliedern zu Entscheidungs-Ebenen, die Ermöglichung von lokaler Forschung, und die Unterstützung beim Erstellen von Resilienz-Plänen (GNDR).
Deutschland und das DKKV beim GNDR
Seit 2020 ist das DKKV Nationale Kontaktstelle für Deutschland und nimmt regelmäßig an Beiratssitzungen mit anderen europäischen Kontaktstellen teil. Mehr Informationen dazu finden Sie auf unserer Seite “Netzwerke und Kooperationen”.
Deutschland im Internationalen Katastrophenschutz
Der Internationale Katastrophenschutz ist ein umfassendes Feld, in dem viele verschiedene Akteure zahlreiche Aufgaben übernehmen. Auch Deutschland ist in diesem Rahmen international aktiv, sei es über bilaterale Zusammenarbeit, im Rahmen von EU und NATO oder der Vereinten Nationen. Ebenso sind deutsche Nichtregierungsorganisationen weltweit im Katastrophenschutz involviert. Über all diese Institutionen haben Sie auf der Themenseite einen Überblick gewinnen können, ebenso wie über international zur Verfügung stehende Tools der Wissensweitergabe und -koordinierung.
Weitere Links
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Multilaterale Zusammenarbeit
- Auswärtiges Amt: humanitäre Katastrophenvorsorge
- UNDRR: Deutsche Nationale Plattform
- ECHO: Übersicht über den Katastrophenschutz der Mitgliedsstaaten
Aktuelle Informationen
DKKV-Lunchtalk – Deutschland im Internationalen Katastrophenschutz
Die neue Themenseite „Deutschland im Internationalen Katastrophenschutz“, erstellt von der ehemaligen DKKV-Praktikantin Nadja Festor, wurde am 06.09.2023 in einem WebTalk zusammen mit Dr. Peter Billing vorgestellt. Neben einer Dartstellung der neuen Themenseite unter...
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Europäisches Katastrophenschutz-verfahren: THW unterwegs zum Einsatz in Slowenien
Die slowenische Regierung hat gestern ein Hilfeersuchen an das Europäische Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen (ERCC) gerichtet. Als Antwort darauf und im Rahmen des Europäischen Katastrophenschutzverfahrens entsendet das THW Einsatzkräfte nach...