Franziskus Bayer und Margit Schild
Der Experte für organisatorische Resilienz, Krisenmanagement und DKKV-Mitglied Franziskus Bayer und die Künstlerin/Dipl.-Ingenieurin Dr. Margit Schild arbeiten seit Sommer 2024 gemeinsam an den Schnittstellen von Kunst und Krise, Kreativität und Katastrophe. Vorausgegangen war ein DKKV-Lunchtalk von Margit Schild im Juni 2024, an dem Franziskus Bayer als Zuhörer teilgenommen hatte.
In Anbetracht von Multi-Krisen, einer “Welt in Aufruhr” (Münkler 2024), stellen sie folgende Fragen: Ist nicht die Kreativität eines der wichtigsten Werkzeuge überhaupt? Auf Seiten der Betroffenen und auch der Helfenden? Besonders im Angesicht neuartiger Krisen? Eine praxisbezogene Idee von Kreativität, die sich nicht in Mythen verliert? Und wenn das so ist, warum ist so selten davon die Rede in den Kontexten von Krisenmanagement, Bevölkerungsschutz und Katastrophenvorsorge?
Die Improvisation, die gerade in neuen, krisenhaften und zeitstressigen Situationen Einsatz findet, kann das nicht allein bewältigen. Denn die Mischung von Handlungen, die in diesen Berufen als Improvisation bezeichnet werden, liegt in einem Bereich, der ein interessantes Dilemma beschreibt: Einerseits bedeuten gute Vorbereitung und intensives Training eine garantierte Beherrschung der eigenen Routinen und Fähigkeiten in zeitkritischen Momenten. Andererseits kann es aber auch entscheidend sein, die eingeübten Praktiken nicht anzuwenden, sondern – im Gegenteil – davon Abstand zu nehmen und sich unbekannten Entwicklungen oder unvorhergesehenen Ereignissen gegenüber offen zu halten. Es ist möglich, dass ein Ereignis, das eine improvisierte Reaktion erfordert, etwas völlig anderes verlangt als das, was man seit Jahren geübt hat. Die Improvisation stößt an ihre Grenzen und Kreativität ist gefragt. (vgl. Schild, M. 2024)
Bayer und Schild gehen davon aus, dass Mechanismen und Rahmenbedingungen, die eine Krise auslösen, deckungsgleich sein können, mit denen, die Kreativität erzeugen. Nach dem Prinzip: Not macht erfinderisch. Das bedeutet hier konkret: Neues wird geschaffen, wenn ein besonderer Bedarf dafür besteht. Die dahinter liegenden Mechanismen lassen sich aufdecken und benennen. Sie wollen untersuchen, inwieweit sich daraus eine Praxis entwickeln lässt. Sie könnte einerseits zur Entwicklung guter Ideen und praktikabler Lösungen beitragen. Andererseits der vieldiskutierten Debatte über Resilienz eine erfrischende Perspektive hinzufügen.
Bayer und Schild verfolgen so einen radikal interdisziplinären Ansatz: Sie bringen Kunst und Krisenmanagement zusammen. Dabei sollen sich Praktiker und Theoretiker aus beiden Kontexten austauschen und wechselseitig wirken. Ihre Ideen dazu haben Sie in einem Thesenpapier festgehalten.
Geplant sind neben Publikationen auch eine Toolbox sowie Workshops mit Teilnehmenden aus Kunst, Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement. Weitere Infos gibt es unter https://www.schule-des-provisorischen.de/angebot/ sowie auf den jeweiligen LinkedIn-Profilen der beiden. An beiden Stellen findet sich auch das Thesenpapier von Bayer und Schild zu dem Thema. Interessierte an einer Veranstaltung zu dem Thema, melden sich gerne direkt bei Dr. Margit Schild und Franziskus Bayer.”
Franziskus Bayer: Franziskus Bayer ist Experte für organisatorisches Resilienzmanagement und Krisenmanagement und mischt sich mit Beiträgen verschiedener Art in zugehörige Diskurse ein. Dabei plädiert er für die Anwendung des All-Gefahren-Ansatzes und im Kontext dessen auch für interdisziplinäre Ansätze zur Bearbeitung von Sachverhalten und Lagen. Er arbeitet hauptberuflich als Chief Resilience Officer eines internationalen Konzerns im Bereich Technische Dienstleistungen.
Kontakt über: www.linkedin.com/in/franziskus-bayer
Dr.-Ing. Margit Schild: Dr.-Ing. Margit Schild ist eine in Berlin und Vancouver/Kanada ansässige Künstlerin, Kuratorin, Filmemacherin und Diplom-Ingenieurin für Landschafts- und Freiraumplanung.
“Not macht erfinderisch” ist das Leitprinzip ihrer künstlerischen Praxis, ihrer Forschung und ihrer Lehrtätigkeit, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Zwängen und Inspiration, Beschränkungen und Ideenentwicklung auseinandersetzen.
www.schule-des-provisorischen.de
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Bitte beachten: Explizit werden die Auswirkungen von Krisen und Katastrophen auf Menschen und Gesellschaften durch diesen Vergleich der Gemeinsamkeiten nicht relativiert.
Verwendete Literatur:
Münkler, H., (2023). Welt in Aufruhr. Die Ordnung der Mächte im 21. Jahrhundert. Rowohlt.
Schild, M., (2024): Is Necessity the Mother of Invention? Improvisational Action, Creativity and Art in Times of Crisis (or Crisis of Time), in: Budde, J., Wischmann, A., Rißler, G., Meier-Sternberg, M.: Novelty, Innovation and Transformation in Educational Ethnographic Research – European Perspectives, New York, Routledge