TSUNAMI
Tsunami gehören zu den Naturgefahren, die oft besonders verheerend sind und große Schäden verursachen können. Doch was sind Tsunami und wie verhalte ich mich bei einem Tsunami richtig? Diese Themenseite bietet einen kurzen Überblick zur Thematik, gibt Informationen zur Frühwarnung und stellt nützliche Links zur Verfügung.
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Was sind Tsunami?
Tsunami gehören wie Erdbeben zu den geodynamischen Naturgefahren. Der japanischen Begriff Tsunami, im Deutschen „Hafenwelle“ (ESKP 2020), bezeichnet „eine Welle, die besonders in Häfen und Buchten markant ausgeprägt ist und dort oft große Verheerungen anrichtet“ (GFZ 2015). In der Regel bestehen Tsunami aus mehreren aufeinanderfolgenden, langperiodischen Wellen, die durch die Freisetzung von genügend Energie und einer vertikalen Verdrängung von Wassermassen entstehen. Etwa 90 Prozent aller Tsunami werden durch Seebeben oder küstennahe Erdbeben ausgelöst. Weitere Ursachen können oberirdische oder Unterwasser-Erdrutsche, Vulkanausbrüche, Kollapse von Vulkanflanken sowie Bergstürze sein (ESKP 2018). Sehr selten sind Tsunami in Folge von Meteoriteneinschlägen und anderen großen kosmischen Projektilen, weswegen diese bisher kaum erforscht sind. Etwa zwei Drittel aller Tsunamis ereignen sich innerhalb des “Feuerrings” im Pazifischen Ozean, doch auch in allen anderen Ozeanen, Meeren und großen Seen können Tsunami auftreten (Aktion Deutschland Hilft).
Im Gegensatz zu windgenerierten Wasserwellen werden beim Tsunami die Wassermassen bis in große Tiefen, oft bis zum Meeresboden angeregt. Da sich Tsunamiwellen mit typischen Wellenlängen von 500 bis 1000 Kilometer in alle Richtungen ausbreiten, sind sie auf dem offenen Ozean kaum wahrnehmbar (Grotzinger & Jordan 2017). Erst mit abnehmender Wassertiefe, verringern sich die Geschwindigkeit und die Wellenlänge eines Tsunami, gleichzeitig werden zum Teil sehr große Wellenhöhen erzeugt. Dadurch wird ein Tsunami beim Auflaufen auf die Küste oftmals sehr zerstörerisch (siehe Abbildung 1). Neben der Wellenhöhe spielt auch die Energie eine Rolle, so dass in seichten Küstengebieten die Tsunamiwellen vielfach weit ins Landesinnere eindringen können. Das Verhalten eines Tsunami hängt dabei stark von der Küstenmorphologie ab. Selbst in weit entfernten Gebieten vom Entstehungsort besitzen Tsunami noch ein hohes Schadenspotenzial (Aktion Deutschland Hilft).
Abbildung 1: Entstehung eines Tsunami (Aktion Deutschland Hilft)
Tsunami in Seen
Tsunami treten nicht nur in den Ozeanen und Meeren auf, sondern können sich vereinzelt auch in Seen ereignen. Historische Ereignisse zeigen, dass Schweizer Seen wiederholt betroffen waren und See-Tsunami eine ernsthafte Gefahr darstellen (ETH Zürich). See-Tsunami können durch unterseeische Schlammrutschungen, Erdbeben oder vor allem Bergstürze ausgelöst werden. So entstanden zum Beispiel 1996 im Brienzersee kleinere Wellen und im Jahr 1687 im Vierwaldstättersee Wellen von über vier Metern Höhe (Uni Bern 2018). Ähnliches gilt übrigens auch für Norwegische Fjorde und vergleichbare Buchten in Alaska, wenn sie durch tiefe Einschnitte der Topografie charakterisiert sind.
Mega-Tsunami
Tsunami mit einer Höhe von Hunderten Metern werden auch als Mega-Tsunami bezeichnet. Aufgrund der Seltenheit dieser Ereignisse gibt es keine wissenschaftlich einheitliche Definition für den Begriff Mega-Tsunami (Goff et al. 2014). Der höchste jemals gemessene Mega-Tsunami ereignete sich in dem Fjord Lituya Bay in Alaska am 7. Juli 1958. Ein Erdbeben mit der Magnitude 7,7 löste einen Bergsturz aus, bei dem sich ein etwa 732 Meter langer und 914 Meter breiter Fels mit einer Dicke von 91 Metern von der nördlichen Wand des Fjords löste und aus einer Höhe von etwa 610 Metern in die Bucht stürzte (WSSPC). Der dadurch ausgelöste Tsunami erreichte an der gegenüberliegenden Steilwand eine Höhe von bis zu 524 Metern. Diese ist noch heute sichtbar, da die Abtragung damals eine deutliche Grenze hinterlassen hat, die sich heute in der unterschiedlichen Vegetation zwischen den älteren und jüngeren Pflanzen zeigt (Khan 2013).
Vergangene Tsunamiereignisse
Japan 2011
Am 11. März 2011 entstand durch das Tohoku-Erdbeben vor Japans Ostküste eine Dreifach-Katastrophe mit verheerenden Auswirkungen. Das Seebeben mit einer Magnitude von 9,1 löste einen Tsunami mit einer maximalen Wellenhöhe von bis zu 40 Metern aus, der eine Fläche von mindestens 500 km² überflutete (GeoSphere Austria 2021). Das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi wurde ebenfalls überschwemmt, was zu einem kritischen Nuklearunfall führte, bei dem das Reaktorgebäude zerstört und radioaktive Nuklide in die Atmosphäre und den pazifischen Ozean freisetzt wurden (BASE 2024). Insgesamt starben mehr als 18.000 Menschen. Darunter sind auch mehrere Tausend Opfer, die nie geborgen wurden (NCEI 2021). 41 THW-Einsatzkräfte des Teams der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) waren in Japan im Einsatz (THW Viernheim 2011). Mehr als 123.000 Häuser wurden vollständig zerstört und fast eine Million weitere beschädigt. Insgesamt waren 98 Prozent der Schäden auf den Tsunami zurückzuführen. Die Kosten für die Schäden in Japan allein wurden auf 220 Milliarden USD geschätzt, womit das Ereignis zur bisher teuersten Katastrophe der Geschichte zählt (NCEI 2021).
Indischer Ozean 2004
Am 26. Dezember 2004 ereignete sich vor der Nordküste Sumatras im Indischen Ozean das Sumatra-Andamanen-Erdbeben. Das Seebeben der Magnitude 9,1 und die darauffolgende bis zu 25 Meter hohen Tsunamiwellen bewirkten die Zerstörung ganzer Küstenstreifen in Sri Lanka, Thailand, Indonesien, Indien, sowie in mehreren Staaten Ostafrikas (GeoSphere Austria 2014). Bei der Katastrophe verloren etwa 230.000 Menschen ihr Leben, rund 110.000 erlitten schwere Verletzungen und 1,7 Mio. Menschen wurden obdachlos (DWD 2014). Auch die kulturellen, materiellen und ökologischen Schäden waren von unermesslichem Ausmaß. Die gesamten materiellen Schäden in der Region des Indischen Ozeans wurden auf 10 Milliarden Dollar geschätzt, wovon 20% durch Versicherungen abgedeckt waren (NCEI 2014).
Tsunami im Mittelmeer
Im Mittelmeer besteht ebenfalls eine ernsthafte Tsunamigefahr, da Erdbeben in der Region Stärken von 7,5 bis 8 erreichen können, was Tsunami mit Wellenhöhen von 5 bis 6 Metern erzeugen könnte (ESKP). Historische Tsunamiereignisse im Mittelmeerraum wurden sowohl durch starke Seebeben als auch durch Hangrutschungen oder Vulkanausbrüchen ausgelöst, wie beispielsweise der Tsunami am Vulkan Stromboli in Italien im Jahr 2002 (ESKP 2018). Das Erdbeben in der Meerenge von Messina in Italien am 28. Dezember 1908 und der dadurch ausgelöste Tsunami zählen zu den katastrophalsten Ereignissen in der Geschichte mit 60.000 bis 100.000 Todesopfern und einer nahezu vollständigen Zerstörung der Städte Messina und Reggio Calabria (Pino et al. 2000). Der Tsunami verursachte entlang der sizilianischen und kalabrischen Küste verheerende Überschwemmungen, mit Wellenhöhen von bis zu 13 Metern und einer Eindringtiefe bis zu 700 Metern im Landesinneren (Manna et al. 2009). Laut UNESCO besteht im Mittelmeerraum eine 100-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten 30 bis 50 Jahren ein Tsunami mit einer Höhe von mindestens einem Meter auftreten wird (UNESCO 2024).
Tsunami Frühwarnung
Um Schäden zukünftiger Tsunamiereignisse zu verringern, sind Frühwarnsysteme und Schutzmaßnahmen entscheidend. Moderne Messmethoden und Frühwarnsysteme können Tsunamis frühzeitig auf dem Meer orten und senden automatische Warnungen an Behörden und Bevölkerung, sodass rechtzeitig Evakuierungsmaßnahmen ergriffen werden können (Aktion Deutschland Hilft). Ein wirksames Frühwarnsystem (EWS = Early Warning System) ist nur dann erfolgreich, wenn die betroffenen Bevölkerungsgruppen die Warnungen sowohl verstehen als auch angemessen darauf reagieren können (UN). Die Funktionsweise des EWS wird in der folgenden Abbildung gezeigt.
Abbildung 2: Funktionsweise eines Tsunami-Frühwarnsystems (GFZ)
Seit 1968 gibt es bereits ein Tsunami-Frühwarnsystem im Pazifischen Ozean, das von der Zwischenstaatlichen Ozeanographischen Kommission der UNESCO (Intergovernmental Oceanographic Commission, IOC) errichtet wurde (Aktion Deutschland Hilft). Eine vergleichbare Infrastruktur war im Indischen Ozean zum Zeitpunkt des verheerenden Tsunamiereignisses in 2004 nicht vorhanden. Eine wichtige Lehre aus der Katastrophe war die dringende Notwendigkeit, ein Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean einzurichten. Das GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ) und Partner haben sich intensiv beim Aufbau eines solchen Systems in der Region engagiert. Im Jahr 2008 wurde das German Indonesian Tsunami Early Warning System (GITEWS), in Betrieb genommen (GITEWS 2014). Seit Ende März 2011 betreibt der Staat Indonesien das System unter dem Namen InaTEWS vollständig in Eigenregie.
Inzwischen wurde auch mit dem Tsunami-Frühwarnsystem für den Nordatlantik und das Mittelmeer “NEAMTWS“ (North-eastern Atlantic, the Mediterranean and connected seas Tsunami Warning System) eine Warnsystem-Infrastruktur koordiniert. Die Gruppe der beteiligten Länder, unter Moderation der UNESCOs Intergovernmental Oceanographic Commission (IOC), umfasst 39 Staaten. Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal und die Türkei sind als akkreditierte Warndienste aktiv (UNESCO 2023).
Handlungsempfehlungen bei Tsunami
Das Tsunami-Warnsystem funktionierte in Japan und im zirkumpazifischen Raum während der Katastrophe 2011, jedoch wurde die Tsunamigefahr unterschätzt, da die Stärke des Seebebens zunächst zu niedrig bewertet wurde. In einigen Regionen haben viele Einwohner:innen auf Wellenbrecher und andere Schutzmaßnahmen vertraut, die ihnen ein falsches Gefühl der Sicherheit gegeben haben. Die Katastrophe in Japan 2011 verdeutlicht, dass Tsunami-Frühwarnsysteme und Schutzmaßnahmen nicht immer zuverlässig sind. Deswegen ist es wichtig bei Tsunamigefahr schnellstmöglich selbst und besonnen zu handeln (siehe Abbildung 3).
Abbildung 3: Tsunami-Hinweisschild in Chile: Evakuierungsweg (DKKV)
Folgendes Verhalten wird bei Tsunamigefahr von Aktion Deutschland Hilft für Privatpersonen empfohlen:
Vor dem Ereignis
- Informieren Sie sich vorzeitig über Fluchtwege, Evakuierungsrouten, Sammelplätze
Warnsignale
- Starke oder länger als 20 Sekunden andauernde Erdbeben
- Schneller Anstieg oder Rückgang des Wassers
- Zunahme der Lautstärke des Ozeanrauschens
- Fluchtinstinkte oder auffälliges Verhalten von Tiere
In Risikogebieten warnen Behörden über
- Radio und TV
- Lautsprecher und Sirenen
- Mobilfunk/Push-Nachrichten
Während des Ereignisses
Auf offenem Meer:
- Auf Booten oder Schiffen bleiben
- Sich noch weiter von Land entfernen
-
An Land:
- Menschen in ihrer Nähe warnen
- Da Tsunamiwellen nach wenigen Minuten die Küste erreichen können, sollten Sie nach einem starken Erdbeben schnellstmöglich Schutz auf einer natürlichen Erhöhung wie einem Berg oder Hügel suchen
- Falls keine natürliche Erhöhung in unmittelbarer Nähe ist, klettern Sie auf Dächer stabiler Gebäude (nicht in Gebäuden Schutz suchen!)
- Falls keine Erhöhung in der Nähe, versuchen Sie möglichst weit ins Landesinnere zu gelangen und meiden Sie dabei Flusstäler und Lagunen
- Falls Sie von einem Tsunami erfasst werden, versuchen Sie sich an einem festen Gegenstand festzuhalten, um über Wasser zu bleiben
-
Nach dem Ereignis
- Bis zur Entwarnung von Behörden an sicherem Ort verweilen
Nach der Entwarnung
- Nach Angehörigen suchen
- Opfer bergen
- Verletzte versorgen
Aktuelle Informationen
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Inhaltlich befindet sich das Projekt in der finalen Phase. So fand beispielsweise am 27.09.2022 ein Fachworkshop zur Überprüfung von Möglichkeiten zur Zertifizierung von Destinationen hinsichtlich ihrer Resilienz statt. Dazu wurde vorab ein Gutachten zum aktuellen...
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Dr. Benni Thiebes, (Geschäftsführer des DKKV) und Inga Meese (Geschäftsführerin von Futouris e.V.) besprechen im Interview für das BMZ-Magazin „Das Corona Hilfspaket Tourismus des BMZ – Für Krisenbewältigung, Wiederaufbau und Resilienz“, welche Lehren der...